Abhängigkeit in der Beziehung – was tun?

Zwischen romantischer Liebe und Selbstaufgabe

Ein Satz wie „Ohne dich bin ich nichts“ wird mit der romantischen Liebe verbunden, die Zusage „Für dich tue ich alles“ mit Hingabe verknüpft. Wer liebt, will der geliebten Person großzügig geben: Eine Frau, welche auf die eigene Karriere verzichtet, um für den Partner und die Kinder da zu sein oder ein Mann, der einen stressigen Job annimmt, um die materiellen Wünsche seiner Familie zu erfüllen. Doch birgt dieses Verhalten auch große Gefahren in sich. Die Grenzen zwischen Liebe und Abhängigkeit, zwischen Hingabe und Selbstaufgabe sind häufig nur schwer zu ziehen. Denn wer liebt, macht sich abhängig von der geliebten Person, ob sie die Liebe auch erwidert. Eine Beziehung ist die paradoxe Gleichzeitigkeit von Abhängigkeit und Unabhängigkeit, die leicht in eine Richtung abgleiten kann. Außerdem besteht echte Liebe auch darin, sich gegenseitig in der Entwicklung zu fördern. So kann Abhängigkeit bis zu einem gewissen Grad durchaus positiv sein.

Abhängigkeit kann zu körperlichen Erkrankungen führen

Harmonische Familienbeziehungen, eine glückliche Partnerschaft und gute Freundschaften gehören zu den Grundpfeilern für Gesundheit und ein zufriedenes und glückliches Leben. Beziehungen sind lebenswichtig, denn sie stillen das natürliche Bedürfnis nach Anerkennung und Zuwendung. Werden jedoch die eigenen Wünsche langfristig unterdrückt, besteht die Gefahr der Abhängigkeit. Wenn eine Person bis zur Selbstaufgabe geht und aus Schuldgefühlen, Angst vor dem Alleinsein oder finanzieller Not eine Beziehung weiterführt, können schwere psychische Störungen wie Depressionen, Angstneurosen oder körperliche Erkrankungen bis hin zu Krebs entstehen. Deshalb ist es wichtig, bereits die ersten Anzeichen zu erkennen, um eine weitere Verfestigung des Zustandes zu verhindern. Ist die Abhängigkeit bereits stark ausgeprägt, gibt es Möglichkeiten der Selbsthilfe, um sie wenigstens zu reduzieren. Zur völligen Auflösung bedarf es allerdings meistens einer Therapie.

Anzeichen einer Abhängigkeit

In einer harmonischen Partnerschaft sind Geben und Nehmen im Gleichgewicht, beide sind sich ihrer Liebe sicher, es werden Kompromisse gemacht und Grenzen akzeptiert. Außerdem verfügen beide über ein gesundes Selbstbewusstsein, welches sie befähigt, sowohl eigene Interessen und Kontakte zu pflegen, als auch lebensfähig zu sein ohne den Partner oder die Partnerin.

Es gibt viele Anzeichen, die auf eine beginnende Abhängigkeit hinweisen können: Sich ausgenutzt fühlen, oft „Ja“ statt „Nein“ zu sagen, es immer recht machen zu wollen, aus Angst vor Ablehnung oder Verlustangst immer einzulenken, Hobbys oder Beruf aufzugeben. Eine krankhafte Abhängigkeit liegt vor, wenn zugleich mehrere Symptome auftreten: Das Selbstwertgefühl wird über eine andere Person definiert, extreme Eifersucht, ständiges Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Liebesbeweisen, die geliebte Person ist der Lebensmittelpunkt, sie wird als Lebenssinn und Lösung der eigenen Probleme gesehen, bei ihrer Abwesenheit treten Entzugserscheinungen auf, ein Leben ohne sie ist unvorstellbar, Gedanken an ein Ende der Beziehung lösen Panik oder gar Selbstmordgedanken aus, sexuelle Hörigkeit, der Zwang, mit der Person verbunden bleiben zu müssen. In einer solchen Beziehung droht durch jeden Konflikt das Ende, was einen ständigen Stressfaktor darstellt. Aufgrund der unerfüllten Bedürfnisse stauen sich Aggressionen an, die durch Vorwürfe oder Selbstmorddrohungen zum Ausdruck kommen oder, wenn sie unterdrückt werden, sich in Form von Krankheiten zeigen. Die Abhängigkeit kann so weit gehen, dass nicht nur verbale Demütigungen ertragen werden, sondern sogar körperliche Misshandlungen.

Was sind die Ursachen?

Der Grundstein für ein Abhängigkeitsmuster wird fast immer in der frühen Kindheit durch ein verletztes Selbstwertgefühl gelegt. Die Erfahrung, die ein Baby mit seiner Mutter macht, wird als Programm für zukünftige Beziehungen abgespeichert. Ist sie negativ oder traumatisch und macht das Kind später viele weitere bedrohliche Erfahrungen, bilden sich im Gehirn negative Verbindungen. Auf dieser Grundlage wird jede annährend ähnliche Situation verglichen und spätere Beziehungen dementsprechend gestaltet.

Meistens bildet sich erst durch mehrere zusammentreffende Faktoren eine krankhafte Abhängigkeit: Das Kind wurde von den Eltern nicht geliebt, die Liebesgefühle wurden nicht gezeigt, Zuwendung gab es nur als Belohnung für erbrachte Leistungen oder es musste frühe Erfahrungen von Verlassenheit machen, etwa durch den Tod der Mutter. Wenn ein Kind nicht geliebt wurde, kann es sich selbst auch nicht lieben und kein Selbstbewusstsein entwickeln. So sucht es die Bestätigung durch andere Personen und wird dadurch abhängig. Da die Erfahrung der symbiotischen Verbindung mit der Mutter fehlt, kann später auch die erwachsene Person Nähe nicht ertragen, da sie die Gefahr weiterer Verletzungen in sich birgt. Gleichwohl sucht sie die Nähe, die häufig nur durch sexuelle Beziehungen erfahren werden kann. Auch wenn die Eltern eine abhängige Beziehung gelebt haben, kann dies das Kind negativ prägen. Die Angst vor einem unabhängigen Leben kann außerdem begünstigt werden, wenn die Eltern, besonders die Mutter, das Kind später nicht loslassen wollen.

Welche Auswege gibt es?

Am Anfang steht das ehrliche Eingeständnis der Abhängigkeit, um sich anschließend schonungslos zu fragen, welche Vor- und Nachteile diese Situation mit sich bringt. Die Erforschung der Ursachen und die Antwort auf die Frage „Warum habe ich einen so großen Hunger nach Anerkennung und Zuneigung?“ zu finden, ist dann der zweite Schritt. Weitere Maßnahmen sind, sich (wieder) auf die eigenen Stärken und Bedürfnisse zu besinnen, Ziele zu klären und zu verwirklichen und sich so ein Leben außerhalb der Beziehung zu schaffen, beispielsweise sich einem Hobby zu widmen, Freundschaften zu pflegen oder allein in Urlaub zu fahren. Ebenfalls wichtig ist es, immer wieder das Alleinsein auszuhalten und das Loslassen zu üben. Methoden, um ausgeglichener und gelassener zu werden, wirken ebenfalls unterstützend, beispielsweise Meditation oder Entspannungsübungen.

Auch das Lesen von Büchern zum Thema und der Kontakt mit anderen Betroffenen, in Form einer Selbsthilfegruppe oder in Internetforen, können eine große Hilfe sein. Alles, was das eigene Selbstwertgefühl und die Selbstliebe stärkt, verringert die Abhängigkeit und verhilft dazu, Grenzen zu setzen. Werden sie von der anderen Person dauerhaft missachtet, muss im äußersten Fall auch über eine Trennung nachgedacht werden.

Kann die Beziehungsabhängigkeit durch diese Maßnahmen nicht überwunden werden, wiederholt sich das Muster in mehreren Beziehungen (es kann beispielsweise auch eine Mutter-Kind-Beziehung sein) oder liegen schwere Erkrankungen vor, sollte therapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden. Durch verschiedene Methoden können die Ursachen der Abhängigkeit aufgedeckt und die krankmachenden Muster, Traumata und Blockaden aufgelöst werden, manchmal in wenigen Sitzungen, beispielsweise durch Hypnose, systemische Familienaufstellungen oder schnell zu erlernende Selbsthilfetechniken aus der energetischen Psychologie wie Emotional Freedom Technique (EFT).

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