Nicht festlegen können in der Beziehung

Die Weisheit „Drum prüfe, wer sich ewig bindet…“, Schillers Lied von der Glocke, scheinen viele Männer und Frauen in der heutigen Zeit sehr wörtlich zu nehmen. Es gibt einen Trend hin zur Unverbindlichkeit in Beziehungen bis hin zur Beziehungsunfähigkeit.

Was ist Beziehungsunfähigkeit?

Von Beziehungsunfähigkeit wird heute gern gesprochen, wenn jemand wechselnde Beziehungen hat, die nie in eine feste Partnerschaft münden. Manch ein Mann oder eine Frau bezeichnen sich gar selbst als beziehungsunfähig als Schutzbehauptung, weil es mal wieder nichts geworden ist mit einer Beziehung. Dabei haben viele von ihnen keinerlei Probleme, jemanden kennen zu lernen, die Probleme beginnen wie von Zauberhand, wenn eine Beziehung greifbar ist: Eigentlich ist man sich nicht mehr sicher, man braucht mehr Zeit für sich und überhaupt möchte man noch so Vieles von der Welt sehen…

Wer wirklich beziehungsunfähig ist, stellt sich solche Fragen meistens nicht. Diese Spezies hofft immer aufs Neue auf die ganz große Liebe. Aber tatsächlich passiert entweder nichts und die Erwartungen werden immer höher, immer unrealistischer oder es wird immer aufs Neue der Kick der Verliebtheit ohne tiefe Bindung gesucht, bei Männern mittleren Alters oft verbunden mit einem latenten Jugendlichkeitswahn. Beziehungsunfähigkeit zeichnet sich durch eine starke innere Ambivalenz der Betroffenen aus. Doch wo liegen die Gründe für diese Ambivalenz?

Die Qual der Wahl

Forscher haben herausgefunden, dass die Zahl der Wahlmöglichkeiten Einfluss auf unsere Zufriedenheit nimmt. Versuche mit Schokolade haben ergeben, dass Personen, die sich zwischen 4 Tafeln Schokolade entscheiden mussten, zufriedener mit ihrer Wahl waren als andere mit 11 Wahlmöglichkeiten. Wenn wir das auf die Partnerwahl übertragen, so muss es schier hoffnungslos erscheinen, sich zwischen unendlich vielen potentiellen Partnern zu entscheiden. Was früher dem Zufall überlassen blieb, wird heute eher aktiv betrieben. Wohl denen, die sich zufällig begegnen und sich spontan verlieben, ohne darüber nachzudenken.

In Zeiten des Online-Datings fängt das Problem schon damit an, aus der Vielfalt an Möglichkeiten zu wählen. Wenn ich also sehr viele Wahlmöglichkeiten habe, muss ich in irgendeiner Form eine Auswahl treffen. Zumeist geschieht das heute über einen „Kriterienkatalog“, den ein potentieller Partner erfüllen soll. Aber ist eine Übereinstimmung der Kriterien ein Garant für die Liebe? Sicherlich nicht. Denn Liebe wird bekanntlich nicht vom Verstand gesteuert, sondern vom Gefühl. Wie sonst ist es zu erklären, dass häufig zwei Menschen in Liebe füreinander entbrennen, die so gar nicht zusammenzupassen scheinen? Da das Phänomen zunimmt, sich nicht mehr festlegen zu können, scheint es irgendwie mit den Wahlmöglichkeiten zusammenzuhängen. Wenn es unbegrenzte Möglichkeiten gibt, ist die Entscheidung besonders schwer, weil sie einen Verzicht auf die vielen anderen Möglichkeiten beinhaltet und ist umso schmerzhafter. Diesem Schmerz versuchen manche Menschen zu entgehen, indem sie in der Entscheidungslosigkeit verharren.

Frühere Beziehungserfahrungen als Hemmnis

Bei vielen Menschen, die sich auf eine Beziehung nicht festlegen können oder wollen, spielt die Vergangenheit bzw. frühere Beziehungserfahrungen eine Rolle. Wenn jemand schon mehrfach Erfahrungen mit Trennungen und dem damit verbundenen Schmerz erlebt hat, kann dieser als Blockade wirken, eine neue Beziehung einzugehen. Man hat Angst, erneut von Gefühlen übermannt und wieder verletzt zu werden. Also lässt sich jemand gar nicht mehr richtig auf eine Beziehung ein, damit das Verletzungsrisiko minimiert ist. Dies trifft besonders häufig auf Männer zu, die nicht wie Frauen über ihre Erfahrungen und Probleme offen sprechen, sondern diese zumeist mit sich selbst ausmachen. Hinter ständig wechselnden Partnerinnen versuchen sie dann, ihre Angst vor Gefühlen zu verbergen. Um keinen Trennungsschmerz aushalten zu müssen, lassen sie sich gar nicht erst richtig auf eine Partnerin ein. Aber auch Frauen ziehen inzwischen nach. Der Haken an der Sache ist nur, dass bei innerem Unbeteiligtsein auch keine echte innere Erfüllung in der Liebe entstehen kann. Diesem Problem versuchen betroffene Menschen zu entgehen, indem sie sich immer wieder neu das Gefühl von Verliebtheit mit wechselnden Partnern suchen, den Kick sozusagen. Das Gefühl echter Vertrautheit und Bindung lassen sie gar nicht erst entstehen nach dem Motto: Bevor ich verletzt werden kann, gehe ich vorsichtshalber lieber selbst.

Unsichere Gefühle

Die Schnelllebigkeit und Funktionalisierung unserer Gesellschaft führt dazu, dass Menschen in der Liebe nicht mehr ihren Gefühlen vertrauen, sondern in einem Zeitalter, in dem es für alles Checklisten gibt, versuchen, auch die Liebe zu rationalisieren. Also werden Checklisten mit Forderungen aufgestellt, die ein potentieller Partner erfüllen sollte, was natürlich völlig unrealistisch ist. Auch wenn gemeinsame Interessen vorhanden sind, ist das kein Garant dafür, dass zwei Menschen von Armors Pfeil getroffen werden. Bei manchen Menschen liegt der Grund, sich nicht festlegen zu können, auch schlicht und einfach darin, dass ihr Gefühl ihnen sagt, dass es sich nicht richtig anfühlt. Und Prominente, die wechselnde Partner hatten, zeigen, dass sie sich sehr wohl festlegen können, wenn es der richtige Partner ist. Beispiele dafür sind Heiner Lauterbach, Sky Dumont, Warren Beatty, alle seit Jahren glücklich liiert. Das Gefühl, nicht ganz ja sagen zu können, kann also auch darin liegen, dass es sich einfach nicht richtig anfühlt oder zumindest nicht auf Dauer.

Was tun?

Es gibt ein Sprichwort „Weniger ist mehr…“. Das könnte auch ein guter Rat in Beziehungen sein, denn Quantität scheint kein Glücksgarant zu sein. Wer hat nicht schon einmal einem Menschen jahrelang nachgetrauert in süßlicher Erinnerung? Wer das einmal erlebt hat, der weiß, dass Liebe nicht so einfach austauschbar ist. Unsere Seele lässt sich nicht betrügen. Das Herz ist der Maßstab, aber eine Portion Realismus gehört auch dazu. Wir alle wissen, dass Gefühle Schwankungen unterworfen sind. Es braucht auch eine Portion Gelassenheit. Letztendlich ist es wie bei allen anderen Entscheidungen. Sich nicht entscheiden zu können, macht nicht glücklich.

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