Alleine ausgehen / weggehen

Es gibt viele Gründe, alleine aus- bzw. wegzugehen. Manche sind geradezu lobenswert, andere eher traurig. Was auch immer der Anlass, es ist in jedem Fall eine kleine Mutprobe; aber eine, die – einmal bestanden – ungeahnte Gefühle von Selbstbewusstsein, Autonomie, innerer Stärke und Lebensfreude vermitteln kann.

Der Anlass ist aber auch entscheidend dafür, wie und wo man alleine hingeht. Manchmal ist es ein ganz Trivialer: der Partner oder die beste Freundin sind im Urlaub, und es ist schon der zweite Samstag auf der Couch. Bevor dann das Selbstmitleid zupackt, und der Abend in Chips und einer allein getrunkenen Flasche Prosecco sein Ende nimmt, ist es gut, sich selbst an die Hand und etwas zu unternehmen. Eigentlich braucht es nur ein wenig Herumkramen in der Erinnerung an die Zeit vor der Ehe, oder der Partnerschaft – die Zeit des Studiums zum Beispiel, oder die Wochenenden, an denen eine ganze Clique von Freunden zusammen die Stadt unsicher gemacht hat. Wer noch in derselben Stadt lebt, sollte sich einfach aufmachen zu den Bars und Clubs, die schon bekannt sind. Das verringert das Gefühl von Fremdsein – man weiß, wo was ist, dass man Musik und Lokalität mag und vielleicht, solche Überraschungen passieren oft gerade an Abenden wie diesen – tauchen auch plötzlich alte Bekannte auf. Ein Tipp: Vorher im Internet sicher stellen, dass es die Lokalität noch gibt, und dass dort nicht völlig andere Musik gespielt wird, als früher. Denn, das ist ein anderes großes Geheimnis des Alleinweggehens: Alleine Tanzen ist gar kein Problem, zumindest nicht, wenn einmal die Hemmschwelle überwunden ist. Auf der Tanzfläche tanzt sowieso jeder für sich, da fällt das Solo-Dasein gar nicht auf.

Wer Clubs und Bars nicht alleine besuchen, aber trotzdem gerne Tanzen gehen möchte, sollte sich nach den in mittlerweile fast jeder Stadt am Wochenende angebotenen Tanztees oder Tanzabenden mit vorhergehendem Tanzkurs umschauen. Besonders beliebt sind für solche Anlässe lateinamerikanische Tänze wie Salsa oder Tango. Bevor der tatsächliche Abend beginnt, findet eine Einweisung für Anfänger statt; innerhalb von etwa zwei Stunden können so die Grundschritte geübt werden – in der Gruppe, aber auch als Paar. Die Paare finden sich zwanglos zusammen, und Gespräche kommen schnell in Gang – wenn dann das eigentliche Tanzvergnügen losgeht, kennt man sich schon untereinander und hat den ganzen Abend Gruppen, denen man sich hinzugesellen kann.

Eine andere Situation ist es, in einer fremden Stadt alleine unterwegs zu sein, etwa auf Geschäftsreise. Jeden Abend auf dem Hotelzimmer zu essen, ist deprimierend – da lohnt sich das bisschen Mut, auch alleine rauszugehen und die Gegend zu erkunden. Hilfreich ist es, sich vorher ein wenig Zeit für Entspannung und Wellness zu gönnen, und dann mit einem kleinen Besuch der Hotelbar zu beginnen. Barkeeper sind es gewohnt, zwanglose Gespräche mit alleine Reisenden zu führen. Nach einem Martini und einem kleinen Small Talk fühlt sich das Fremde schon gleich viel mehr nach Abenteuer an. Tipp: In der Bar oder der Rezeption nach netten, kleinen Restaurants fragen. Dort gehen Einzeltische nicht unter, und die Chance, dass man als Alleinreisender ebenso zuvorkommend bedient wird wie in der Gruppe, ist größer. Am besten einen Tisch näher zu Wand hin wählen, falls noch keine Routine im Alleinessen besteht; das fühlt sich sicherer an, und der ganze Raum ist besser im Blick. Auf dem Weg kann man noch schnell an einem Kiosk haltmachen, und eine Zeitung oder ein Magazin erstehen; auch ein Buch hilft, um sich zu beschäftigen.

Was aber, wenn der Sinn des Weggehens gerade der ist, neue Menschen kennen zu lernen? Vielleicht ist eine Beziehung zu Ende gegangen, die Trauerphase abgeschlossen und plötzlich wird klar: „Ich bin wieder bereit für neue Gesichter, andere Themen, fremde Biografien.“ Natürlich liegt es da nahe, die ersten paar male mit Freunden unterwegs zu sein. Es kann aber auch genau das Gegenteil bewirken. Viele Menschen finden es schwierig, auf Gruppen zuzugehen und dann nur einen der Menschen anzusprechen. Da sollte man ruhig einmal das Experiment wagen, alleine wegzugehen.

Besonders wichtig: Die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Es geht nicht darum, an diesem Tag oder Abend die eine, alles entscheidende Begegnung zu erleben. Sondern vielmehr um den Versuch, um die Bestätigung des Ich. Wichtig ist, sich einfach mal zu fragen, wo denn interessante Menschen unterwegs sein könnten, die ähnliche Interessen wie man selber hat. Oft kommen dann überraschende Ideen ans Tageslicht – und die Chance auf ein spannendes Gespräch vielleicht bei einem Vortrag mit Diskussion, einem Museumsbesuch, einem Töpferkurs oder Ähnlichem ist viel größer. Ein Versuch ist es allemal Wert – denn das ist das wirklich Luxuriöse am alleine Weggehen: Es muss auf niemandes Wünsche oder Vorstellungen Rücksicht genommen werden.

Es gibt aber auch die Situation, dass jemand einfach zu schüchtern ist, um alleine wegzugehen. Das geht viel mehr Menschen so, als man denkt – und wird in Zeiten des Internet sogar noch ausgeprägter. Die dort entstehenden virtuellen Sozialwelten täuschen dem Ego eine Sozialkompetenz vor, die es nicht besitzt, oder zunehmend verliert. Das führt zur Einigelung und zum Rückzug in irreale Welten. Um dem entgegenzusteuern, sind Ausflüge wichtig. Sie sollen nicht dafür da sein, sofort Kontakt zu Fremden aufzubauen. Es geht einfach darum, zusammen mit sich selbst etwas Schönes, Energie Spendendes zu unternehmen. Man kann es ruhig als eine Verabredung mit dem Selbst betrachten – einem Selbst, das immer wieder für Überraschungen gut ist.

Um eine gewisse Rückzugstendenz und Schüchternheit zu überwinden, ist es gut, zunächst an relativ anonymen Plätzen tagsüber alleine wegzugehen. Ein Park ist hierfür eine wunderbare Alternative: Einfach ein kleines Picknick einpacken und eingutes Buch, dann gemächlich durch den Park schlendern und anschließend auf einem schönen Fleckchen lunchen, dabei Menschen beobachten und einfach den Tag genießen. Aber auch eine Nachmittagsvorstellung im Kino erfüllt seinen Zweck: Karten vorher bestellen, sich eine große Portion Popcorn leisten und am besten einen Film mit einem Lieblingsschauspieler aussuchen, in dem man so richtig versinkt.

Wichtig ist: Nicht von der ersten aufbrandenden Welle an Schüchternheit wieder nach Hause zurücktreiben lassen, sondern sie durchstehen. Immer gut: Etwas zu tun und in der Hand zu haben, sei es ein Getränk oder ein Knabberriegel. Hinterher kommt ein großartiges Gefühl von Stolz auf; und beim nächsten Mal wird es dann vielleicht schon eine alternative Stadtrundfahrt oder ein Vortrag, bei dem man ungezwungen mit Menschen ins Gespräch kommt.

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