Angst verlassen zu werden in der Beziehung

Beziehungen leben von einem offenen und harmonischen Verhältnis. Natürlich kann es auch immer einmal wieder zu Auseinandersetzungen kommen, doch sind diese nicht der Grund, dass die Partnerschaft notgedrungen auseinanderbrechen muss. Ganz im Gegenteil sind sie gesund, beide Partner erkennen, was dem anderen fehlt oder können unter diesen Voraussetzungen ihren Standpunkt vermitteln, was sie von der Partnerschaft erwarten. Anders aber ist es, wenn von vorneherein die Angst besteht, dass die Beziehung keine Zukunft hat. Diese entsteht in vielerlei Hinsicht, eine Möglichkeit ist die Angst, verlassen zu werden. Sie resultiert aus der Unfähigkeit, mit sich selbst zurechtzukommen und kann für die Beziehung schnell zu einer großen Belastung werden. Abhilfe ist nur zu schaffen, wenn diese Angst erkannt und sich mit ihr intensiv auseinandergesetzt wird.

Wie zeigt sich die Verlustangst?

Wer Angst hat, dass der Partner ihn verlässt, fühlt sich häufig selbst hilflos und unfähig, das Leben alleine zu regeln. Wird diese Angst überdimensional und nimmt das ganze Denken ein, spricht die Medizin von einer abhängigen Persönlichkeitsstörung. Diese drückt sich vor allen Dingen durch ein geringes Selbstwertgefühl, den Wunsch, sich an den Partner zu klammern, durch übergroße Trennungsängste aus. Meistens mangelt es diesen Menschen an Durchsetzungsvermögen und Eigeninitiative. Solche Menschen glauben nicht daran, dass sie alleine zurechtkommen. Sie sind anhänglich und unterwürfig, überlassen dem Partner die gesamte Verantwortung und Entscheidung. Selbst wenn sie unzufrieden sind, werden sie sich hüten, die Dinge beim Namen zu nennen, eben weil sie Angst haben, dadurch verlassen zu werden.

Was hier allerdings entsteht, ist eine Art Kerker, den sich der Mensch selbst erschafft. Er wird unzufrieden und beständig mit dieser Angst konfrontiert sein. Sie tritt bei banalen Anlässen auf, dabei kann es genügen, wenn ein Partner zu spät zu einer Verabredung kommt oder einen Telefonanruf nicht tätig. Sie kann sich aber auch extremer durch unbegründete Eifersuchtsanfälle und Drohungen äußern. In all diesen Situationen will der Ängstliche einen Hinweis darauf erkennen, dass er verlassen werden wird und macht sich selbst zum Opfer seiner Furcht. Er wird versuchen, sich noch mehr an die Beziehung zu klammern und ihr und dem Partner schnell die Luft zum Atmen rauben.

Durch Verlustängste entstehen nicht nur seelische Probleme, sondern auch häufig körperliche. Angst wirkt sich auf den gesamten Organismus aus. Der Mensch fühlt sich zerbrechlich, dehnt seine Angst auch auf andere Gebiete aus, z. B. fürchtet er sich davor, krank zu werden, dem Partner nicht mehr zu gefallen, zu sterben oder sich auszumalen, was geschieht, wenn der Partner stirbt. Mit dieser Angst wird er die ganze Beziehung belasten, da der Partner sich dieser irrationalen Befürchtungen kaum stellen bzw. diese nachvollziehen kann. Er kann versuchen, den geliebten Menschen zu beruhigen, dennoch wird die Angst immer stärker sein. Insbesondere, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, wird der betroffene Partner danach verstärkt auf sein Problem zurückgeworfen und sich noch schlechter fühlen. Die Angst, dass die Beziehung auseinanderbricht, nimmt gewaltige Dimensionen an.

Leider führt diese Angst auch dazu, dass der Partner den anderen belügt und ihm gegenüber nicht offen ist. Er verbirgt seine eigenen Diskrepanzen, schwindelt, wenn es um ernstere Probleme geht, versucht sich herauszuwinden, nur damit er nicht verlassen wird. Meistens sind aber diese Probleme der Grund, dass die Beziehung auseinanderbricht.

Wie kann man die Angst überwinden?

Wer Angst hat, dass der Partner sich trennt, auch wenn dafür keinerlei Anzeichen vorhanden sind, muss sich mit dieser Angst unbedingt auseinandersetzen. Er muss sich fragen, ob die Angst begründet ist, kann sich als Versuch auch durchaus vor Augen führen, was es bedeutet, alleine zu leben, sich vielleicht die Schritte für so ein Leben bewusster machen. Wie würde der Mensch nun seine Angelegenheiten regeln, wie leben, was unternehmen? Wie würde er handeln, mit wem verkehren, wo neuen Anschluss finden? Sich bewusst damit zu befassen, Situationen durchzuspielen, ist der erste Schritt, sich von den Ängsten zu lösen. Auf einmal scheinen bestimmte Bedingungen machbar und gar nicht mehr so bedrohlich. Die Furcht vor dem Alleinsein verschwindet. Auch kann sich derjenige vorstellen, was er anders oder besser machen könnte, wie er selbstbewusster werden könnte und welche Schritte er dafür gehen muss.

Angst ist immer auch ein innerliches Problem. In der Vorstellung gerät alles zu Beweisen und Zeichen, dass der Partner bereits den Wunsch hegt, die Beziehung zu beenden. Wer bemerkt, dass er ständig diesen Verdacht hegt und sich fürchtet, muss versuchen, herauszufinden, wann die Angst entstand, woher sie kommt, worauf sie gründet und sich fragen, warum er kein Vertrauen zum Partner fassen kann. Gefühle sind immer mächtig, häufig auch übermächtig. Selbst die Besinnung auf sich selbst kann nicht verhindern, dass die Angst immer wieder aufkommt. Hier gilt es, diese auch anzunehmen, sich nicht darauf zu versteifen, dass die Angst größer ist als der eigene Wille. Es heißt, zu akzeptieren, dass sie auftritt, sich ihr zu stellen, sie auch ggf. dem Partner als Gefühl zu vermitteln, der sich darauf besser einstellen kann, als auf irrationale Vorwürfe und einer zu intensiven Anhänglichkeit.

Auch ist es ratsam, sich bewusst zu machen, dass viele Beziehungen nicht das Gelbe vom Ei sind. Es gibt keine perfekte Partnerschaft, sondern viele Menschen kämpfen mit den unterschiedlichsten Problemen. Das Leben beinhaltet ständig Veränderungen. Nichts ist ewig oder fest, alles fließt und geht weiter. Verluste sind darin eben als Notwendigkeit enthalten, da nichts einfach stehenbleiben kann und auch nie wird. Keine Partnerschaft, die immer gleich ist, kann wachsen. Sie wäre vielmehr festgefahren.

Wer versucht, positiv in einer Beziehung zu denken, gar nicht erst voraussetzt, dass er verlassen wird, sondern dass auch der Partner interessiert ist, die Beziehung zu erhalten, wird die Ängste nach und nach lösen können. Hier darf nicht immer vom Schlechtesten ausgegangen werden, und selbst wenn etwas geschieht, ist es immer noch kein Weltuntergang, es geht weiter und es werden sich auch mit der Situation neue Türen öffnen. Wichtig ist es aber, sich mit einer möglichen Trennung erst dann zu beschäftigen, wenn alle Anzeichen dafür sprechen. Schon vorher davor zu zittern, wird die Trennung eher heraufbeschwören, da der Druck immer größer wird. Das ist vergleichbar mit der Angst, sterben zu müssen. Sich die ganze Zeit davor zu fürchten, verhindert, zu leben. Wer also die ganze Zeit Angst hat, verlassen zu werden, kann die Beziehung weder genießen noch in ihr zufrieden sein. Diese Unzufriedenheit weitet sich auch aus, geht auf den Partner über. Besser ist es also, nach Hinweisen zu suchen, die die Liebe des Partners bestätigen, statt auf negative Zeichen zu warten.

Wenn die Angst zu groß ist und nicht durch Selbstreflexion gelöst werden kann, ist es ratsam, sich mit einem Therapeuten über das Problem zu unterhalten. Verlustängste können bereits in der Kindheit entstanden sein, z. B. durch die Scheidung der Eltern, den Verlust eines geliebten Menschen und ähnliche Situationen. Diese Ängste liegen dann verschüttet und müssen erst einmal erkannt und besprochen werden. Bestimmte Symptome weisen darauf hin, dass eine psychische Erkrankung vorliegt. Das können Persönlichkeitsstörungen sein bis hin zu einer Borderline-Erkrankung, die dann schlimmere Ausmaße annimmt. Der Mensch, der von dieser Angst besessen ist, wird depressiv und kann sogar in die Lage geraten, sich selbst zu verletzen oder sogar an Suizid zu denken. Daher muss er sich in ärztliche Behandlung begeben.

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