Das klassische Model des Zusammenlebens zweier Mitglieder einer festen Partnerschaft in westlichen Kulturen ist immer seltener die Ehe. Während die Ehe in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts noch als klassische Form einer Partnerschaft galt, die Partner früher oder später eingehen, hat sich der Stellenwert der Ehe in den letzten 40 Jahren deutlich verändert. Immer mehr Menschen entscheiden sich, ihre Partnerschaft nicht mit dem Bund der Ehe zu besiegeln. Infolge dessen sind die Zahlen der Eheschließungen in Deutschland seit den 70er Jahren um mehr als 25 Prozent zurückgegangen. Experten gehen davon aus, dass sich diese Zahl auch zukünftig weiter verringern und die Ehe zunehmend an Bedeutung verlieren wird.
Der Entwicklung der Eheschließungen folgt auch ein weiterer Trend: Immer mehr Menschen, die in einer harmonischen Partnerschaft leben, entscheiden sich gegen das konservative Modell des Zusammenlebens, bei dem Paare früher oder später einen gemeinsamen Haushalt führen. Diese Entwicklung ist nicht durch die steigende Zahl an Fernbeziehung durch die größere räumliche Flexibilität zu erklären, die heutzutage von Arbeitnehmern erwartet wird. Stattdessen ziehen auch Paare, die in derselben Stadt wohnen auch nach einer mehrjährigen, harmonisch verlaufenden Beziehung absichtlich nicht zusammen – und das mit zunehmender Häufigkeit. Zwischen 1992 und 2006 ist die Zahl der Partnerschaften mit zwei getrennten Haushalten um 70 Prozent gestiegen.
Wie Paare leben – Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen
Der Trend, eine Partnerschaft mit zwei getrennten Haushalten zu führen, ist keineswegs brandneu. Es gibt Paare, die den doppelten Singlehaushalt bereits seit mehreren Jahren leben und damit zufrieden sind. Mittlerweile gibt es zu diesem Phänomen auch ein paar wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit den Ursachen und den Konsequenzen des Arrangements von Paaren befassen, ihren jeweils eigenen, unabhängigen Haushalt zu führen. Bereits Ende der 70er Jahre veröffentlichte der niederländische Journalist Michel Berkiel einen Artikel zu diesem Thema, in dem er das Phänomen mit dem Begriff „Living Apart Together“ beschrieb, zu Deutsch „getrennt zusammen leben“. Diese Bezeichnung hat sich mittlerweile für Partnerschaften, in denen die Partner bewusst in getrennten Haushalten leben und sich gegen einen gemeinsamen Haushalt entscheiden, etabliert und wird häufig als Abkürzung LAT verwendet.
Wer lebt getrennt voneinander zusammen?
Auch wenn das Thema „Living Apart Together“ erst in den letzten Jahren aufgrund der wachsenden Zahl an Menschen, die diesem Lebensstil nachgehen, vermehrt in den Medien behandelt wird, gibt es nicht wenige Paare, die bereits seit über zehn Jahren in dieser Form zusammen leben, darunter auch einige erfolgreiche Berühmtheiten wie Veronika Ferres, Tim Burton oder Woody Allen. Ob berühmt oder nicht, der Grad der Bekanntheit sagt nichts darüber aus, wie wahrscheinlich es ist, dass Paare zusammenziehen oder nicht, wohl hingegen jedoch das Alter. Überraschenderweise bevorzugen junge Menschen bis Ende 20 das traditionelle Modell. Sind Menschen erst einmal vierzig oder älter, gewinnt das LAT-Modell zunehmend an Attraktivität.
Ist ein getrennter Haushalt besser als ein gemeinsamer? Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Untersuchungen
Trotz der zunehmenden Zahl an Paaren, die in getrennten Wohnungen leben, gilt das LAT-Modell als unorthodox. Viele Menschen sind skeptisch, ob eine solche Beziehungsform tatsächlich funktioniert und glücklich macht. Die Skepsis ist gerechtfertigt, denn es ist durchaus denkbar, dass Paare, die den Alltag nicht miteinander teilen, zwar nicht unter den klassischen Alltagsproblemen leiden, dennoch aber nicht den Grad an Intimität und Nähe herstellen können, wie es Paare tun, die sich alles teilen, darunter eben auch den eigenen, gemeinsamen Haushalt. Studien konnten jedoch nicht bestätigen, dass in Beziehungen von getrennt lebenden Paaren eine größere Unverbindlichkeit und weniger Intimität herrschen. Im Gegenteil ist die Zufriedenheit unter diesen Paaren größer, wenn sie nach dem partnerschaftlichen Miteinander auf sowohl emotionaler als auch körperlicher Ebene befragt werden. Allerdings ist laut diverser Untersuchungen der Anteil, der in eine Beziehung investiert wird, größer bei Paaren, die zusammen leben, sowohl in materieller als auch emotionaler Sicht.
Diese erhöhten Investitionen scheinen dazu zu führen, dass Partnerschaften mit gemeinsamen Haushalten zwar nicht zwangsläufig zufriedener in allen Bereichen machen, häufig jedoch weniger schnell wieder aufgelöst werden als Partnerschaften, denen zwei getrennt geführte Haushalte zugrunde liegen. Dennoch werden Beziehungen, in denen die Partner nicht zusammen leben, nicht automatisch als unsicherer und unstabiler von den Beteiligten wahrgenommen. Immer wieder hört man stattdessen, dass Beziehungen mit getrennten Haushalten häufig besonders harmonisch verlaufen, da die Trennung des Alltags ein geringeres Konfliktpotential bieten soll. Diese Annahme konnten bislang jedoch noch nicht einwandfrei nachgewiesen werden. Schließlich heißen getrennte Wohnungen nicht automatisch, dass Paare weniger Zeit miteinander verbringen als zusammen lebende Paare. Einen gemeinsamen Alltag zu erleben mit all seinen Höhen und Tiefen ist schließlich nicht bloß auf der Tatsache begründet, dass sich die Partner zwei Wohnungen statt einer leisten auszuschließen. Dennoch scheint es häufiger der Fall, dass Partner, die getrennt leben, ihre Zeit aktiver gestalten als Paare, die zusammen leben, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass sich getrennt lebende Paare immer wieder verabreden müssen, während dies bei zusammenlebenden Paaren in der Regel fast vollkommen entfällt.
Kritik an den Untersuchungen zum LAT-Modell
Eine klare Aussage darüber, ob eine Beziehung harmonischer verläuft, wenn die Haushalte getrennt geführt werden, kann nicht getroffen werden. Dies liegt nicht nur daran, dass es offensichtlich sowohl Vor- als auch Nachteile bei jedem Beziehungsmodell gibt, sondern vor allem auch, dass der Vergleich von Paaren mit einer gemeinsamen Wohnung und Paaren mit getrennten Wohnungen schwer ist. Schließlich ist nicht jeder Führung zweier Haushalte automatisch eine bewusste Entscheidung, die auf einer Sichtweise basiert, die einen gemeinsamen Haushalt ablehnt. Stattdessen ist das Leben in getrennten Haushalten gerade bei jungen Menschen und ebenso jungen Beziehungen als Vorstufe für einen gemeinsamen Haushalt zu sehen. Um die Zufriedenheit und das Konfliktpotential von LAT-Modellen hinreichend untersuchen zu können, muss eine Einteilung der getrennt lebenden Paare nach Gründen für die Wahl des LAT-Modells stattfinden – Daten, die bislang jedoch noch fehlen.
Getrennt Leben – eine Entscheidung, die individuell getroffen werden muss
Die Untersuchungen zeigen gewisse Tendenzen, dass das Leben in getrennten Wohnungen in manchen Bereichen durchaus Vorteile gegenüber Beziehung mit einem gemeinsamen Haushalt aufweist. Demgegenüber hat in anderen Bereichen wiederum das Teilen einer gemeinsamen Wohnung Vorzüge. Ob eine gemeinsame Wohnung oder getrennte Haushalte für eine Beziehung sinnvoller und gesünder sind, kann nicht pauschal beantwortet werden. Umgekehrt ist das Funktionieren einer Beziehung von einer Reihe komplexer externer und interner Faktoren abhängig nicht ausschließlich auf die Wohnsituation reduziert werden. Wie Paare zusammen leben wollten, sollten sie daher ausgiebig diskutieren und ohne Druck entscheiden. Hierbei ist es durchaus hilfreich auf die Erfahrungswerte von anderen, bekannten Paaren zurückzugreifen.
Die 10 häufigsten Fehler die Beziehungen zum Scheitern bringen:
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Janet says
Heutzutage ist es kein Wunder, dass sich die meisten Paare gegen eine gemeinsame Wohnung entscheiden.
Matze says
Wenn man es von Anfang an so macht,ok.Ich war 8 Jahre mit meiner Fteundin in einer Wohnung.Dann hat sie es beendet,ich hab es nicht verstanden aber hingenommen und mir ne eigene Wohnung gesucht,viel investiert.Jetzt hat sie wieder Kontakt zu mir aufgenommen,sagt es war ein Fehler mich abzuschießen,liebt mich noch immer.Wir haben auch wieder was miteinander aber ich komm mit den getrennt Wohnen nicht klar.Nicht nach so langer gemeinsamer Zeit.Sie will die Beziehung retten,findet es gut,getrennt zu wohnen.Ich finde das alles Scheiße.Alleine schlafen,alleine kochen…neeee.Wird nicht halten.So fühle ich zumindest momentan.Ich bin unglücklich verliebt.