Das Borderline-Syndrom hat seinen Namen daher, dass es auf dem Grenzbereich zwischen den psychotischen und den neurotischen Störungen liegt. Es kann medikamentös behandelt werden, ist allerdings eine Belastung für jede Beziehung. Zum einen tun sich Borderliner selbst schwer damit, eine Beziehung zu führen und Gefühle so zuzulassen, wie es sich der Partner wünschen würde. Andererseits ist der Partner eines Borderliners oft versucht, diesem zu helfen, wenn gewisse Verhaltensmerkmale sichtbar und spürbar werden – doch er weiß nicht, was er tun kann, um dem Partner wirklich eine Hilfe zu sein. Trotzdem kann eine Beziehung zu einem Borderliner funktionieren.
Was zeichnet Borderliner in der Beziehung aus?
Menschen mit der Borderline-Erkrankung führen sehr intensive Liebesbeziehungen. Ihre Gefühle sind am Anfang der Beziehung viel stärker als bei gesunden Menschen. Sie können sich dabei an den Partner klammern und tun alles, um zum harmonischen Verlauf der Beziehung beizutragen. Es geht ihnen bei einer Beziehung darum, Liebe vom Partner zu spüren, die sie bisher von keinem anderen Menschen bekommen haben. Diese wollen sie auf keinen Fall wieder verlieren.
Wenn der Partner sich abwendet oder sich nicht so gibt, wie sie es sich vorgestellt haben, schlägt ihr Verhalten in das Gegenteil um. Sie werden verletzend und versuchen mit allen Mitteln, die Beziehung zu erhalten. Dabei können kleine oder größere Notlügen im Spiel sein, auch Drohungen. Schlimmstenfalls suchen sie sich von heute auf morgen einen neuen Partner, bei dem sie das Gefühl bekommen, geliebt zu werden. Der Borderliner macht sich eine Beziehung oder die Liebe eines Partners zu einem seiner Hauptziele im Leben.
Wie verhält man sich einem Borderliner gegenüber?
In der Beziehung zu einem Borderliner wird man immer wieder auf Widersprüche stoßen. Das liegt daran, dass er Lügen, Kontrolle, Macht und Manipulation einsetzt, um seinen Partner zu halten. Er wird extreme Nähe suchen, will seine Triebe befriedigen und wird machen, was er will, wenn man auf Abstand geht.
Einem Borderliner muss man selbst vorleben, was man erwartet. Kritisieren darf man ihn nicht oder nur sehr vorsichtig – das wird er als Verlust der Liebe interpretieren und darauf reagieren. Deswegen setzt man ihm lediglich ein Beispiel, das er nachmachen wird. Auf Beleidigungen darf man nicht beleidigt oder gekränkt reagieren. Der Borderliner sagt gewisse Dinge nicht, weil sie von Herzen kommen, sie sind vielmehr krankheitsbedingt. Man muss sich in solchen Momenten vor Augen halten, dass er ohne seine Krankheit ein anderes Verhalten an den Tag legen würde. Am besten lässt man ihn einfach schimpfen und schaltet auf Durchzug, bis er sich beruhigt. Bei Problemen darf man dem Borderliner aber auch nicht hinterherlaufen – ansonsten zieht er daraus den Schluss, dass er Macht hat. Das wird er in seinem Sinne ausnutzen, sobald er den Anlass dazu sieht.
Einem Borderliner muss man mit Verständnis begegnen, ohne ihm bewusst zu machen, dass er krank ist. Man sollte ihm seine Erkrankung nie direkt vor Augen halten, denn das sorgt dafür, dass er sich erniedrigt fühlt. Er lässt sich nicht gern in Schubladen stecken und will oft von der Borderline-Erkrankung nichts wissen. Auf keinen Fall darf man sich aufgrund seines Verhaltens verrückt machen. Suiziddrohungen spricht er nur aus, weil er sich mehr Liebesbeweise wünscht, und die Behandlung des selbstverletzenden Verhaltens ist Aufgabe des Psychologen.
Wie kann man als Borderliner für eine gute Beziehung sorgen?
Als Borderliner muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Erkrankung für den Partner eine Belastung darstellt. Deswegen sollte man darauf achten, selbst belastende Situationen zu vermeiden. Schließlich wünscht man sich die Liebe des Partners und will die Beziehung nicht aufs Spiel setzen. Bei Problemen oder Ängsten sollte man sich an den Partner wenden. Schließlich wird man von diesem geliebt und kann erwarten, dass er zuhört und Rat gibt. Man sollte aber auch nicht enttäuscht sein, wenn der Partner wenig zu einem Problem sagen kann. Er kann sich ein Leben als Borderliner schließlich nicht vorstellen und will deswegen keine falschen Ratschläge geben.
Sobald man merkt, dass sich Gefühle anstauen und sie herauslassen will, sollte man das tun – aber nicht, indem man sich selbst verletzt oder den Partner anschreit. Lieber legt man sich einen Boxsack zu, geht in den Keller und schreit die Wand an oder sucht sich eine andere Lösung, um den Druck abzubauen. Auch, wenn es schwer fällt – man muss sich vor Augen führen, dass das eigene Verhalten dem Partner wehtut. Er sieht es nicht gern, wenn man sich selbst verletzt, und durch häufiges Anschreien fühlt er sich selbst verletzt und ungeliebt.
Im Idealfall kann man den Partner so nehmen, wie er ist. Es fällt durch das Borderline-Syndrom schwer, das immer sicher zu wissen, aber man wird von ihm geliebt. Man sollte ihn nicht in die Enge treiben oder testen, wie weit man wirklich gehen kann. Denn bei aller Liebe – irgendwann wird es auch dem Partner zu viel.
Weitermachen oder trennen?
Beziehungen mit Borderlinern sind nie leicht. Trotzdem entscheiden sich Verliebte meist dazu, es trotzdem miteinander zu versuchen. Die Beziehung macht Sinn, wenn beide Partner wissen, dass sie geliebt werden und die eigenen Gefühle für den Partner stark genug sind, um die Probleme zu überwinden. Sobald man merkt, dass die Beziehung eine zu starke Belastung darstellt, sollte man jedoch über eine Trennung nachdenken. Denn es bringt keinem der beiden Partner etwas, sich mit einer Partnerschaft zu quälen, in der die schönen Momente nicht mehr überwiegen. Wenn man sich von einem Borderliner trennt, sollte man allerdings dafür Sorge tragen, dass andere Menschen darüber Bescheid wissen. Sie können darauf aufpassen, dass sich der Borderliner nicht selbst verletzt oder sich Schlimmeres antut. Diese Verantwortung trägt jeder, der sich auf einen Borderliner eingelassen hat.
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