Es soll Menschen geben, die es auch nach längst erfolgter Trennung nicht akzeptieren wollen, dass ihnen derjenige, der einmal ihr fester Partner war, nicht mehr „gehört“. Diese Haltung kann zu vielen Konflikten führen und mehrere Menschen unglücklich machen. Denn die Unfähigkeit loslassen zu können, nimmt manchmal geradezu pathologische Züge an und zeigt ihr hässlichstes Gesicht im Stalking, welches übrigens eine Straftat ist.
Unverarbeitete Trennungen führen zu Realitätsverlust
Manchmal kommt es vor, dass Partnerschaften von heute auf morgen einseitig beendet werden, jemand bleibt verlassen zurück und weiß nicht, wie ihm geschehen ist. Er spürt eine unendliche Leere in sich und fühlt sich nur noch als halber Mensch. Denn der Partner an seiner Seite ist ja nicht mehr da, ist Knall auf Fall ausgezogen, hat sich aus dem Staube gemacht oder den anderen ohne Vorwarnung vor vollendete Tatsachen gestellt. Anstatt wütend oder zumindest beleidigt zu sein, denkt der Verlassene nur eins: Er/sie wird bestimmt zurückkommen. Das mag für kurze Zeit eine Hilfe sein, um das Unabwendliche zu verdauen, aber diese Gedanken dürfen sich keinesfalls festsetzen.
Wer sich nicht damit abfinden kann, dass es aus und vorbei ist, hat einen langen Leidensweg vor sich und macht nicht nur sich selbst das Leben schwer. „Warum denn weinen, wenn man auseinander geht …“ heißt es in einem alten Schlager. Nun, dort wird ein wenig oberflächlich das Thema Trennungsschmerz abgehandelt, aber die Botschaft des Liedes ist nicht ganz falsch. Warum sollte einer leiden, wenn es nichts mehr zu kitten gibt? Was gewesen ist, ist gewesen, sagt das Sprichwort. Und es liegt viel Wahrheit darin, so banal es klingen mag, vielleicht sogar wie der blanke Hohn in den Ohren eines Liebenden, der nicht loslassen kann. Oder nicht einsehen will, dass ausgerechnet er es ist, der verlassen wurde.
Narzissmus und gekränkte Eitelkeit
Denn ehrlicherweise wird mancher zugeben, dass es ihm gar nicht ausschließlich um den Menschen geht, den er verloren hat. Vielleicht war die Krise in der Partnerschaft schon länger nicht mehr zu verheimlichen, wurde nur immer wieder einvernehmlich unter den Teppich gekehrt. Oder es wurden Signale übersehen oder überhört – nach dem Motto, was nicht sein darf, ist auch nicht. Es mag hart klingen, ist jedoch eine Tatsache: Manchmal erhält einer der Partner die schmerzhafte Quittung für seine eigene Unaufmerksamkeit, für Schönfärberei und Heuchelei. Dann zieht der andere einfach einen radikalen Schlussstrich, und alles ist aus – von jetzt auf gleich.
Niemand sollte denken, es sei einfacher zu verlassen als verlassen zu werden. Die Schuldgefühle desjenigen, der Schluss macht, gehen häufig weitaus tiefer als die Kränkung, die er seinem Ex-Partner zufügt. Der wiederum sollte sich hüten, sich im Selbstmitleid zu suhlen. Sicherlich darf er sich für einige Zeit die Wunden lecken, die er erlitten hat, aber er sollte sich auch prüfen. Wie tief geht die Verletzung wirklich, spüre ich nicht auch etwas wie Erleichterung? Bin ich dem anderen dankbar, dass er mir die Entscheidung abgenommen hat? War ich nur zu feige, den ersten Schritt zu tun? Aber zu so viel Ehrlichkeit mit sich selbst ist nicht jeder fähig.
Häufig stellt sich in Gesprächen mit Menschen, die ihren Ex-Partner gefühlsmäßig nicht loslassen können, heraus, dass diese vielmehr der Beziehung an sich nachhängen als dem ehemaligen Liebespartner. Sie können sich nicht freimachen von dem Bild, das sie als Paar von sich hatten, und erkennen nicht, dass sie sich schon lange nur als Teil dieses Paares und längst nicht mehr als Individuum wahrgenommen haben. Sie wollen einfach nicht einsehen, dass dieses Paar Vergangenheit ist – auch wenn es einmal existiert hat und in einer Beziehung miteinander gelebt hat. Selbst wenn diese nicht immer harmonisch war, so war es eine Beziehung, darauf wird manchmal noch nach Jahren der Trennung trotzig beharrt. Wenn sich herausstellt, dass hinter all dem in erster Linie die Selbstliebe stand, dann wird von Narzissmus gesprochen. Dieser Begriff aus der Psychologie bezeichnet u. a. die Liebe zu dem Bild, das ein Mensch von sich hat – z. B. auch als Teil einer in den Himmel gehobenen Beziehung, die beendet ist.
Das Ende kann ein neuer Anfang sein
Mancher, der noch im Trennungsschmerz verfangen ist, will keinen Trost hören und tut jeden Rat als Floskel ab. Besser wäre es für ihn und seine meist überstrapazierte Umgebung, er würde sich zu einer anderen Einstellung durchringen – und wenn es nur zum Selbstschutz geschieht. Nachfragen bei Freunden, wie es dem Ex geht, Anrufe bei dem verflossenen Partner, Schnüffeleien, Racheakte und Nachstellungen werfen nur ein schlechtes Licht auf denjenigen, der sie begeht. Sie helfen nicht weiter und werden den ehemaligen Partner gewiss nicht bekehren, in die alte Beziehung zurückzukehren.
Hat dieser sich bereits zu einer neuen Partnerschaft entschlossen, will er diese aufbauen und leben. Die Tatsache, dass ausgerechnet der Mensch, den er einmal geliebt hat, den neuen Partner heruntermacht oder diffamiert, wird ihn nur darin bestärken, sich richtig entschieden zu haben. Derjenige, der nicht loslassen kann, erreicht also nichts mit seinen Machenschaften. Im Gegenteil, er macht sich in den Augen seiner Umwelt nur unmöglich und verliert vermutlich sogar auch noch Freunde.
Der bessere Weg ist, sich die Tatsachen vor Augen zu führen. Ich bin wieder allein, was fange ich damit an? Will ich neue Bekanntschaften machen oder mich für eine Weile als Single einrichten? Was geht es mich an, was mein früherer Partner so treibt? Natürlich kann es sein, dass der Verflossene die ganz große Liebe war, die für immer im Herzen bewahrt wird. Aber wer wahrhaft liebt, der lässt auch los.
Die 10 häufigsten Fehler die Beziehungen zum Scheitern bringen:
Warum sind manche Menschen in einer glücklichen Beziehung und andere nicht? In unserem kostenlosen E-Mail Coaching beantworten wir diese und andere Fragen rund um die Themen Partnerschaft und Beziehung. Wir möchten, dass auch Du glücklich wirst. Hier geht es weiter.
Schreibe einen Kommentar