Es kann grundsätzlich jeden treffen und selbst in gestandenen Beziehungen ist die Chance, davor verschont zu bleiben, nicht besonders groß: der Partner oder die Partnerin verliebt sich in jemand anderen. Gegen Amors Pfeile ist kaum jemand gefeit.
In den seltensten Fällen jedoch kommt der Partner oder die Partnerin abends nach Hause und sagt: „Ich habe mich in jemand anderes verliebt. Wir müssen uns trennen.“ Denn das heimliche Verlieben ist viel eher ein schleichender Prozess, den vielleicht sogar beide Betroffene anfangs nicht wahrhaben wollen – besonders aber jeder Partner nicht, der in einer festen Beziehung ist. Dieser wird sich erst nach und nach, auch möglichst unauffällig gegenüber dem potenziellen Verehrer und der Umwelt, der Ehrlichkeit der Avancen versichern. Selbst wenn die Beweislage eindeutig ist, braucht er einige Zeit, um sich über seine eigenen Gefühle klar zu werden. Die beste Freundin oder der beste Kumpel werden erst eingeweiht, wenn die eigene Verliebtheit so weit angestiegen ist, dass die bevorstehende innerliche Entscheidung eigentlich nur noch die Zustimmung von außen bedarf.
Es vergehen in der Regel mehrere Wochen, ehe die neue Liebe sich Bahn gebrochen hat. In dieser Zeit ist der „infizierte“ Partner bei allem Bemühen, die Angelegenheit unter der Decke zu halten, psychisch mehr oder weniger schwer angeschlagen. Oft genug sendet er auch Hilfe-Signale an seinen Lebensgefährten, ohne indes den wahren Grund seiner Orientierungsprobleme offen zu legen. In dieser Phase des Ringens mit den Gefühlen wäre dem heimlich verliebten Partner nichts lieber, als dass der aktuelle Lebensgefährte die Anzeichen erkennt und ihm die Entscheidung abnimmt – in welcher Richtung auch immer. Aber hat der ahnungslose Partner denn überhaupt eine Chance, dieses diffuse Verhalten richtig zu deuten? Denn selbst ältere, erfahrene Menschen sind wie vom Donner gerührt, wenn sie von den „Abwegen“ ihres Partners erfahren.
Der Hauptgrund für dieses Unvermögen ist bezeichnenderweise auch die Ursache dafür, das ein neuer Verehrer überhaupt eine Chance hat: die eingefahrenen Gleise einer Beziehung. Über Jahre haben sich Kommunikationsstandards gebildet, gemeinsame Handlungen sind zu Ritualen geworden und die Handlungsfelder haben sich auf kleine Parzellen eingegrenzt. Die Neugier ist der Gewohnheit gewichen. In dieser Atmosphäre werden Veränderungen nicht mehr wahrgenommen oder als lästig verdrängt.
Dabei wäre es so leicht, an der gelösten Stimmung, neuer Experimentierfreude oder Interesseverlagerungen des anderen festzustellen, dass offenbar andere Einflüsse für ihn wichtiger geworden sind. Auch Abkapselung, Verschlossenheit, Unwillen sind Zeichen heimlicher Verliebtheit. Das Leben ist simpel: alles, was so aussieht, ist auch so. Andere Einflüsse kommen immer durch andere Menschen zustande. Allein das Probieren neuer Gerichte ist ein Hinweis darauf, dass offenbar ein Dinner in jüngster Vergangenheit die Phantasie des Partners angeregt hat. Wer nicht nur den kulinarischen Mehrwert billigend in Kauf nimmt, sondern sich auch für das Zustandekommen der Koch-Idee interessiert, wird einiges mehr über die neue Befindlichkeit seines Partners erfahren.
Neue CDs, Filmtipps, Ausstellungs- und Theaterbesuche – wer die kulturellen Innovationsversuche seines Partners als vorübergehende Laune abtut, mischt sich selbst die schlechten Karten zu. Mit der Ablehnung dieser möglichen gemeinsamen Erlebnisse kommt nicht nur der Impulsgeber in die Vorhand, sondern der bisherige Partner bestätigt indirekt, dass er ohnehin nicht mehr an neuen Horizonten interessiert ist. Wenn der aktive Teil des Paares – natürlich sehr spät – nach Hause kommt, kann sich der andere nicht einmal beschweren
Demonstratives Desinteresse oder ständige Vorwürfe nutzen da wenig. Beides verhärtet die Situation nur. Der heimlich verliebte Partner sieht sich weiter in seiner negativen Meinung bestätigt und der Affront zu Hause treibt ihn umso schneller seiner neuen Liebe zu. Es gehört natürlich auch ein gewisses Maß an Größe dazu, sich einzugestehen, dass die eigene Attraktivität für den Partner nicht mehr ausreicht. Wenn dann auch noch ein Nebenbuhler im Spiel ist, leidet die eigene Eitelkeit empfindlich. Das führt leider dazu, dass viele Partner ihre eigenen Chancen aus der Hand geben – selbst wenn sie früh genug die neue Situation bemerkt haben. Männer lehnen den Kampf gegen einen Nebenbuhler gern einfach ab bzw. reduzieren ihn auf physische Aggression. Frauen sind da meist anders eingestellt.
Denn es geht ja nicht um ein Duell, sondern um die rechtzeitige Besinnung darauf, was die eigene Beziehung einmal ausgemacht hat. Die Gestaltung des gemeinsamen Lebens ist mit der Wohnungseinrichtung nicht beendet. Das Werben um den Partner darf nie aufhören – erst recht nicht, wenn der im Begriff ist, sich in einen anderen zu verlieben. Nicht der neue Schwarm ist im Vorteil, sondern der Partner, mit dem sich schon so viel an Lebensgestaltung verbindet. Das aber darf er nicht als Vorwurf formulieren, wenn er das Gespräch mit dem „Partner auf Abwegen“ sucht. Es geht um neue gemeinsame Ziele, für die er sich sichtbar engagiert, und möglichst auch einige schnell erreicht. Es geht nicht um Aktionismus, sondern um Kontinuität. Wenn der heimlich verliebte Partner erkennt, dass die traditionellen Gemeinsamkeiten nicht in die Sackgasse, sondern zu neuen Wegen führen, wird er sich immer für den bisherigen Partner entscheiden.
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