„Ich bin irgendwie nicht der Typ für Beziehungen…“ Diese Aussage klingt zunächst kategorisch, also unmissverständlich und keinen Widerspruch duldend. Ob Mann oder Frau, mit diesem Satz möchte der betreffende Mensch eine Botschaft vermitteln. Sie könnte auch heißen „Komm mir lieber nicht zu nahe“ „Zu viel Nähe macht mir Angst“ oder „Mit mir wirst du nicht glücklich“. Dahinter stehen meist massive Bindungsängste, ein übergroßes Bedürfnis nach Unabhängigkeit oder ein schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl.
Bricht die Liebe jedes Eis?
Manche Menschen haben sich mit ihrer Antihaltung zu festen Partnerschaften so gut eingerichtet, dass sie gar keine Vorstellungen mehr davon besitzen, wie es anders sein könnte. Irgendwann haben sie einmal beschlossen, dass eine Beziehung für sie nicht infrage kommen darf, weil sie sowieso scheitern würde. Worin dies begründet liegt, ist von Fall zu Fall verschieden. Häufig dürfte eine schmerzliche Erfahrung damit verbunden sein – vielleicht wurden sie schon einmal oder öfter verlassen, oder ein früherer Partner hat ihnen vorgeworfen, beziehungsunfähig zu sein. Oder sie haben selbst eine alte Bindung aufgegeben und fühlen sich deshalb bis heute schuldbeladen.
Wenn sie sich neu verlieben, empfinden sie dies zunächst nicht als Glück, sondern als Bedrohung und reagieren bisweilen geradezu panisch. Wieso muss mir das ausgerechnet jetzt passieren, werden sie sich möglicherweise fragen. Und versuchen, die Gefühle zu unterdrücken. Falls sie auf Gegenliebe stoßen und der andere es vollkommen normal und natürlich findet, dass zwei Verliebte ein Paar werden, stehen sie vor einem Dilemma. Sollen sie sich zu ihrer eigenen Liebe bekennen oder lieber den anderen abweisen, um sich und ihm eine weitere Enttäuschung zu ersparen? Oder ist der Wunsch, mit der neuen Liebe zusammen zu sein, so übermächtig, dass er sie zwar sehen möchte, obwohl von seiner Seite aus keine Aussicht auf eine Partnerschaft besteht?
Sich auf eine Beziehung einzulassen, hat ja immer etwas Verbindliches, und genau das ist der Punkt. Der neue Partner erwartet Verabredungen, Zusagen und natürlich auch, dass diese eingehalten werden. Für den Menschen, der sich für beziehungsunfähig hält, zieht sich die Schlinge immer fester zusammen, und er hat trotz seiner eigenen Liebesgefühle die Empfindung, ihm würde über kurz oder lang die Luft abgeschnürt. Wer sich in eine solche Frau oder in einen so gepolten Mann verliebt, wird keine leichte Zeit haben. Ihm bleibt nur die Wahl, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen oder aber um die Liebe zu kämpfen. Mit viel Geduld, Langmut und zärtlichem Verständnis wird er möglicherweise weiterkommen, und eine gesunde Portion Optimismus wäre auch nicht von Nachteil. Vielleicht findet sich ja ein Kompromiss, mit dem beide leben können.
Mission: impossible?
Dann wären da noch die ungreifbaren Freigeister, denen die persönliche Entfaltung über alles geht und die ständig davon reden, wie viel Raum sie für sich benötigen und wie schnell sie sich eingeengt fühlen. Die von Freiheit und Unabhängigkeit sprechen, aber gleichzeitig von Liebe. Wer kennt sich da irgendwann noch aus?
Wer verliebt ist, will aus einem natürlichen Impuls heraus Nähe, Zärtlichkeit, Austausch und Sex. Am liebsten natürlich in der Gemeinsamkeit mit dem anderen – d. h. man möchte sich hören, sehen, spüren und schöne Stunden miteinander verbringen, übers Wochenende verreisen, den Urlaub zusammen erleben – und irgendwann entsteht meist wie von selbst auch der Wunsch, miteinander zu leben, vielleicht zu heiraten und eine Familie zu gründen. Das ist der übliche Weg in die Partnerschaft, aber dieser Weg kann ebenso ganz andere und völlig unkonventionelle Facetten haben. Flexibilität und Fantasie sind gefragt und nicht stures Beharren auf Sätzen wie „Ich brauche nun einmal meine Freiheit!“ und „Für mich heißt eine Partnerschaft aber nun einmal Gemeinsamkeit!“
Sollte es der andere eines Tages nicht mehr aushalten, ständig um Nähe bitten oder gar betteln zu müssen und sich eine Kränkung nach der anderen gefallen zu lassen, weil der freiheitsliebende Nicht-Partner wieder absagt und Besseres zu tun hat und sich immer wieder entzieht, bleibt nur die völlige Trennung. Der Liebeskummer ist auf die Dauer gesehen eindeutig das kleinere Übel, und der Freigeist wird schon sehen, wie er sich mit der wiedergewonnenen vollkommenen Freiheit wirklich fühlt. Die Mission, ihn für eine Beziehung zu begeistern oder zumindest seinen Widerstand ansatzweise zu brechen, kann als gescheitert angesehen werden.
Nichts ist schlimmer als Veränderung?
Selbst wenn es darum geht, vielleicht besser, unkomplizierter und gut aufgehoben zu leben, ist der Widerstand häufig groß bei Menschen, sich auf eine Liebesbeziehung oder eine Partnerschaft einzulassen. Die Ängste sitzen bisweilen so tief, dass sie ständig das Gefühl haben, sie würden dem anderen in die Falle gehen bzw. ihn in eine Falle locken und ihn zwangsläufig unglücklich machen.
Das mangelnde Selbstwertgefühl, die Selbstzweifel und -anklagen haben sich bei manchen Frauen und Männern so verfestigt, dass sie aus diesem Kreislauf nicht mehr herausfinden. Sie glauben, als Partner eine Fehlbesetzung zu sein und mit Sicherheit zu versagen. Meist sind auch hier die Gründe in schlechten Erfahrungen zu finden. Wenn darüber gesprochen wird, kann sich jemand, der diesem Menschen zärtliche Gefühle entgegenbringt, selbst prüfen. Will er diesen und keinen anderen Menschen, ist sein Grundgefühl so positiv, dass er das Risiko eingehen will? Und wie kann er den Zauderer auf den gemeinsamen Weg einschwören und ihm klar machen, dass es eine Chance gibt?
Zunächst wird es darum gehen, dass die betreffende Frau oder der jeweilige Mann begreift, dass eine Veränderung im Leben nicht gleichbedeutend ist mit einer neuen Verunsicherung. Dass es um Vertrauen geht und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Und es geht darum, das Geschenk anzunehmen, geliebt zu werden. Darin liegt so viel Reiz, dass sich mancher besinnt.
Die 10 häufigsten Fehler die Beziehungen zum Scheitern bringen:
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