Wenn wir Hollywood, der Klatschpresse oder auch der gesamten Literatur glauben dürfen, gibt es nichts schöneres, als in einer Beziehung zu leben und einen Partner zu haben, der einen auf ewig auf Händen trägt. Manche Menschen aber leben in einer unglücklichen Beziehung oder manche haben sogar zeitweise einfach keine Lust darauf. Eine Beziehung zu führen bedeutet eben immer auch, Kompromisse machen zu müssen. Aber muss ein Single deswegen gleich ein Exot, oder – schlimmer noch – „psychisch gestört“ sein, wie manche Romantiker vermuten?
Allein zu sein ist nichts schlimmes
Wer an sich selbst feststellt, dass er so gar kein Bedürfnis nach einer Beziehung hat, der sollte nicht in Panik verfallen und sich fragen: „Was stimmt nicht mit mir?“ Natürlich ist es schwer, die eigene Persönlichkeit mit den eigenen Bedürfnissen gegen die Mehrheit zu behaupten, die eben jenem Hollywood-Ideal hinterher träumt. Aber wir Menschen sind nun einmal Individualisten und das romantische Ideal der ewig glücklichen Zweierbeziehung ist noch gar nicht so alt, wie wir meinen. Die romantische Liebe ist sogar eine „Erfindung“ aus dem 19. Jahrhundert – vorher wurde eher aus wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Gründen geheiratet. Ehepaare bildeten Zweckgemeinschaften, die der gegenseitigen wirtschaftlichen Unterstützung und natürlich der Zeugung von Nachkommen dienen sollten, und wer gar nicht heiraten wollte, der bekam oft genug zu hören „Das mit der Liebe kommt später von ganz allein.“ Heute aber wird von Beziehungen verlangt, dass sie immer prickelnd, aufregend und frisch bleiben sollen – diesem romantischen Ideal hinterher zu jagen, kann auch sehr anstrengend und zeitraubend sein.
Ehrlichkeit zu sich selbst und anderen
Es gibt viele Gründe, warum ein Mensch beziehungsmüde sein kann oder einfach gerade andere Prioritäten im Leben hat. Wichtig ist aber, dass man nicht entgegen seiner eigenen Neigung eine fast eingeschlafene Beziehung „irgendwie am Laufen“ hält. Es ist nicht nur sich selbst gegenüber unfair, bei einem Partner zu bleiben, obwohl man viel lieber seiner eigenen Wege gehen würde, es ist vor allem unfair gegenüber dem Partner. Eine unter solchen Voraussetzungen geführte Beziehung kann auch niemals glücklich sein, denn der ungeliebte Partner wird doch immer spüren, dass etwas in der Beziehung fehlt. Frustration, Streit und Kränkungen sind also vorprogrammiert. Wer also nicht in einer Beziehung leben möchte, der sollte sich auch nicht aus Angst andere zu verletzen dazu zwingen – es kann nicht funktionieren.
Allein oder einsam?
Der große Dichter Erich Kästner schrieb: „Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut. Kein Mensch, kein Tier und kein Klavier, stört ihn in seinem Lustrevier!“ Dieser lustige Reim hat natürlich einen tiefsinnigen Kern. Keine Beziehung zu haben bedeutet auch, keine Kompromisse machen zu müssen. Wer in einer Partnerschaft lebt, hat immer auch Verantwortung für den anderen, im Gefühlsleben genauso wie im praktischen Leben. Partner müssen sich aufeinander verlassen können, und wer das nicht anbieten kann oder möchte, sollte auch nicht so tun, als ob. Es gibt aber einen Unterschied zwischen dem Alleinsein und der Einsamkeit. Wer einsam ist, hat tatsächlich niemanden, an den er sich wenden kann. Wer allein ist, lebt zwar für sich, kann aber jederzeit zum Telefon greifen und Freunde, Verwandte oder Bekannte anrufen. Dieser kleine Unterschied macht im praktischen Leben sehr viel aus, denn Einsamkeit ist ein sehr trauriger Seinszustand, allein zu sein kann sehr schön und lustvoll sein.
Wenn die lieben Freunde nicht wären…
Natürlich sind Freundschaften für Menschen, die lieber ohne festen Partner leben wollen, ein überlebenswichtiges soziales Netz. Freunde sind da, wenn wir sie brauchen, sie hören uns zu, wenn wir reden wollen, sie kümmern sich um uns, wenn wir krank werden, sie haben mit uns Spaß. Freunde sind also unverzichtbar, aber manchmal gehen selbst die besten Freunde zu weit. Nämlich immer dann, wenn sie versuchen, einen überzeugten Single zu „verkuppeln“. Wer noch nie ohne einen festen Partner gelebt hat oder seine Phasen als Single als sehr unglücklich erlebt hat, kann sich einfach nicht vorstellen, dass ein Leben ohne Partner schön und erfüllend sein. Diese Annahme ist aber absurd, denn jeder Mensch hat andere Bedürfnisse, und mancher ist sogar nur dann richtig glücklich, wenn er für sich sein und ganz seinen eigenen Interessen folgen kann. Manchmal ist die Karriere wichtiger, manche Singles finden auch ein so erfüllendes Hobby, dass ihre ganze Leidenschaft darin aufgeht. Wer aber von seinen Freunden ständig zu hören bekommt, dass er dringend eine Beziehung „braucht“ und ganz bestimmt Bindungsängste oder sonstige Traumata mit sich herum trägt, die ihn doch unglücklich machen müssen, der sollte immer im Hinterkopf behalten, dass diese Menschen nur aus ihrer eigenen Perspektive sprechen und sich eben alternative Lebensformen gar nicht vorstellen können. Niemand sollte sich einreden lassen, dass etwas mit ihm nicht stimmt, nur weil er gern Single ist.
Das Leben füllen
Wer ohne Beziehung glücklich ist, muss deswegen ja nicht ohne Bindungen leben. Manchmal ist der Kontakt zu den Kollegen, die in der selben Firma etwas gemeinsam aufbauen, die Freundschaft zu Menschen, die den selben Sport oder die selben Hobbys betreiben einfach der Fixpunkt im Leben, um den sich alles dreht. Das ist völlig in Ordnung und kann sehr erfüllend sein, solange man anderen Menschen keine Hoffnung auf eine Beziehung macht, zu der man gar nicht bereit ist. Wer von der Liebe sehr enttäuscht wurde, der hat auch das Recht, sich Tieren oder Freunden liebevoll zuzuwenden, denn nicht jede Beziehung muss ein Liebesbeziehung sein. Bindungen sind auch für Singles sehr wichtig und sehr schön, sie haben eben nur einen anderen Namen, schlechter sind sie deshalb noch lange nicht.
Die 10 häufigsten Fehler die Beziehungen zum Scheitern bringen:
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