Jeder von uns kennt diese Paare, die den gleichen Jogginganzug tragen und niemals allein irgendwo auftauchen. Dann wieder gibt es Paare, bei denen man sich fragt, wann sie sich überhaupt sehen, und was sie wohl zusammen hält. Die Bedürfnisse nach Freiheit und Bindung sind bei jedem Menschen anders ausgeprägt, und was der eine als einengend empfindet, ist für den anderen gerade nah genug. Wenn zwei Menschen sich also zu einem Paar zusammen tun, gehen sie damit einen sensiblen Tanz ein zwischen Verschmelzung und Abgrenzung. Wie aber findet man eine gesunde Mitte zwischen Selbstverwirklichung und Liebesglück?
Jeder Mensch braucht Freiraum
Das Bedürfnis nach Freiheit ist zwar bei jedem Menschen verschieden stark ausgeprägt, aber jeder hat es. Kein gesunder Erwachsener möchte rund um die Uhr mit seinem Partner zusammen sein. Während aber der eine vielleicht nur lieber allein ins Bad geht, möchte der andere seinen Partner gar nicht fragen müssen, wenn er allein in den Urlaub fahren möchte. Solange sich zwei Menschen gefunden haben, die ein sehr ähnliches Bedürfnis nach Freiheit haben, kommt es selten zu Konflikten. Schwierig wird es, wenn der eine Partner sehr anhänglich ist, während der andere viel Zeit für sich braucht. Dann kommt es unweigerlich zu Reibereien, denn jeder von beiden wird das Gefühl haben, dass er ständig zurückstecken muss, um die Wünsche des anderen zu befriedigen.
Zwei Menschen – zwei Meinungen
Jeder Mensch muss hin und wieder Entscheidungen treffen, die den Partner ebenfalls betreffen. Etwa, wenn es um einen Umzug für einen Karrieresprung geht, oder um eine längere Reise, von der man schon lange geträumt hat. Manchmal geht es aber auch nur um alltägliche, kleine Dinge. Bestellen wir uns eine Pizza oder etwas vom Chinesen? Schauen wir uns das Fußballspiel an oder lieber den Liebesfilm? Manchmal möchte der eine unbedingt ausgehen, während der andere sich den ganzen Tag darauf gefreut hat, den Abend mit einem guten Buch zu verbringen. Jeder Mensch hat individuelle Bedürfnisse, und diese hören auch nicht auf, nur, weil man eine Bindung eingeht. Der Traum vom andauernden Gleichklang zweier Seelen ist ein romantisches Ideal. Wichtig ist aber, den Partner in solche Entscheidungen mit einzubeziehen und auch seine Wünsche nicht aus den Augen zu verlieren!
Freiheit braucht Vertrauen
Offene Kommunikation ist der Schlüssel zu jeder glücklichen Beziehung. Geheimniskrämerei und Ausflüchte, nur, weil einer der Partner sich nicht traut, offen zu sagen, wann er Freiräume braucht, wecken automatisch Misstrauen und schaden der Beziehung. In einer vertrauensvollen Beziehung ist es vollkommen in Ordnung, ungestört telefonieren zu wollen. Auf die Frage, mit wem man telefoniert hat, zu antworten „Mit niemandem.“ oder sogar „Das geht dich nichts an!“, ist alles andere als in Ordnung. Wer sich für eine Beziehung entschieden hat, der muss bereit sein, den Partner einzubeziehen und an seinem Leben teilhaben zu lassen, denn sonst fühlt der Partner sich zu Recht ausgeschlossen und als Lebensgefährte nicht ernst genommen. Wer Freiheiten genießen möchte, der sollte seinem Partner auch offen zeigen, dass es keinen Grund zu Misstrauen oder für Verlustängste gibt.
Die Freiheit des anderen
Es gibt den berühmten Satz, dass die Freiheit des einzelnen da aufhört, wo sie die Freiheit des anderen einschränkt. Das gilt auch und ganz besonders für Beziehungen. Über den Kopf des anderen hinweg Entscheidungen zu treffen, ist alles andere als partnerschaftlich. Wer zum Beispiel nach hause kommt und erzählt, dass er ein tolles Meeting mit XY hatte, bei dem ihm ein Job in London angeboten wurde und dann mit einem strahlenden „Ich habe sofort zugesagt!“ endet, der darf sich nicht wundern, wenn der Partner verletzt reagiert. Denn so ein Verhalten ist eine ganz klare Absage an die Beziehung. Korrekt wäre es in solchen Fällen, sich für das Job-Angebot, und sei es noch so verlockend, Bedenkzeit auszubitten, um erst in Ruhe mit dem Partner zu sprechen. Denn schließlich hat auch der andere Teil der Beziehung Lebensvorstellungen und Pläne, die sich vielleicht nicht mit einem Umzug nach London vereinbaren lassen. Jedes Paar wird immer wieder vor schwerwiegende Entscheidungen gestellt, die es unbedingt gemeinsam treffen sollte, ansonsten kann die Beziehung keinen Bestand haben.
Die kleinen Freiheiten des Alltags
Umso wichtiger ist es, dass Paare sich kleine Freiheiten gönnen. Natürlich gehören Kompromisse zu jeder Beziehung, aber niemand sollte die Kompromissbereitschaft seines Lebensgefährten überstrapazieren. Wenn sie gern einmal wieder die ganze Nacht mit ihren Freundinnen reden und lachen möchte, während er vielleicht gern am Wochenende mit seinem besten Kumpel stundenlang schweigend am Angelteich steht, ist das völlig in Ordnung. Einen Menschen zu lieben, heißt auch, ihn mit seinen Eigenheiten und Wünschen zu respektieren. Niemand sollte seinen Partner mit der romantischen Erwartung erdrücken, dass er „alles“ für einen ist. Natürlich ist die Liebesbeziehung eine der wichtigsten Bindungen im Leben. Aber Freundschaften zu pflegen ist genau so wichtig!
Ein bisschen Freiraum macht sexy
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist auch die Relation von Freiheit und erotischer Spannung. Erotik und sexuelle Anziehung haben immer auch mit Distanz und Eroberung zu tun. Paare, die alles gemeinsam unternehmen, mögen eine sehr liebevolle, von Wärme und Geborgenheit geprägte Beziehung führen. Erotische Spannung aber hat nicht mir Wärme zu tun, sondern mit Hitze. Welche Form der Beziehung einem wichtiger ist, ist sicher eine Frage des Temperaments. Fest steht nur, dass Paare, bei denen jeder seine eigene Persönlichkeit und kleine Freiheiten bewahrt, immer wieder aufeinander zugehen, sich immer wieder anziehen können. Wer jeden Tag Sahnetorte essen kann, verliert bald die Lust daran, wer aber sein Sahnetörtchen immer wieder neu erobern muss, der weiß es ganz anders zu schätzen.
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