Nachtragend sein in der Beziehung

Eine Beziehung wird schwierig, wenn einer oder beide Partner nachtragend sind. Dabei werden bewusst immer wieder dieselben Fehler des Partners im Gedächtnis behalten und gewälzt, dienen dann auch als Rechtfertigung für die eigenen Handlungen und Fehlgriffe. Wer nachtragend ist, vergiftet eine Beziehung. Das Leben ist zu kurz, als dass eine Momentsituation zu diesem gewaltigen Ausmaß an Kränkung heranwächst. Tatsächlich ist die Kränkung bald überdimensional groß und ein reines Geistprodukt, stimmt mit der Wirklichkeit nicht mehr überein. Auch schleppt ein nachtragender Mensch viel zu viel Ballast mit sich herum, der ihn erdrückt und der eigentlich längst der Vergangenheit angehören sollte. Vergeben heißt vergessen. Das ist ein weises Sprichwort. Dieses allerdings in die Tat umzusetzen, bedarf viel Übung und auch Größe.

Wie äußert sich das Nachtragend-sein in einer Beziehung?

Wer nachtragend ist, kann nicht verzeihen. Dem Partner wird immer wieder das Gleiche vorgeworfen, wörtlich oder auch ohne Worte. Dadurch wird eine harmonische Beziehung nicht möglich. Zum einen darum, weil der Partner sich vielleicht der alten Fehler nicht bewusst ist, da er sie schlicht vergessen hat oder, zum anderen, weil er immer wieder durch den Partner mit diesen konfrontiert wird und bald die Nase voll hat.

Ist einer der Partner nachtragend, wird er sich ständig dieser Momente bewusst, die ihn verletzt und gekränkt haben. Wenn es dann zu Streitigkeiten kommt oder zu Vorwürfen, werden nicht nur aktuelle Probleme angesprochen, sondern auch die alten Probleme immer wieder herangeholt, so dass eine konstruktive Kritik oder das Schlichten eines aktuellen Streits nicht möglich ist. Hierbei kommt weiterhin das Problem auf, dass der eine Partner vielleicht gar nicht versteht, worum es dem anderen geht, insofern dieser immer noch durch vergangene Kränkungen belastet ist und diese nicht anspricht, dem anderen aber aufgrund dieser böse ist. Das kann so weit führen, dass eine Auseinandersetzung bald die Richtung ändert, ohne dass sich beide Partner dessen bewusst sind. Der eine ärgert sich aufgrund der tatsächlichen Situation, der andere holt sich aus dem Gedächtnis auch die alten Lasten heran und wird aus diesem Grund überreagieren. Schon ist aus einem kleinen Streit ein heftiger geworden.

Derjenige, der nachtragend in einer Beziehung ist, weiß häufig nicht, dass er mit seinem Verhalten nicht nur den Partner zur Last fällt, sondern sich auch selbst damit belastet. Psychologische oder seelische Probleme bis hin zu schweren Depressionen können die Folge sein. Mit seinem Verhalten überlässt er dem Partner eine übergroße Macht und degradiert sich gleichzeitig zum Opfer. Wer sich dann als Opfer fühlt, wird dieses Empfinden nicht verlieren können, sondern immer wieder neue Gründe finden, weiter verletzt zu werden. Er suhlt sich in seiner Kränkung und wird keinen Raum finden, sich dem Partner zu öffnen oder diesem gar zu vertrauen. Die alte Kränkung wird sowohl in schlechten als auch in guten Zeiten zwischen beiden Partnern stehen und letztendlich zur Trennung führen.

Wie kann man lernen, zu verzeihen und nicht nachtragend zu sein?

Wer bemerkt, dass er ständig an alten Auseinandersetzungen festhält, damit nachtragend ist, und sich davon überwältigen lässt, muss sich von diesem selbst auferlegten Ballast befreien. Der erste Weg ist, zu vergeben, dabei nicht zu vergessen, dass der Partner kein Feind ist, sondern derjenige, der liebt und geliebt wird.
Anschließend kann sich der Nachtragende vor Augen führen, dass jeder Mensch verletzlich ist und auch schon verletzt wurde, niemand alleine mit solchen Problemen da steht. Bestimmte Augenblicke können einen Streit verstärken, weil eine Überreaktion stattfand, weil die Stimmung vielleicht schlecht war, weil der Partner möglicherweise mit eigenen Problemen zu kämpfen hatte, die sich nicht direkt auf die Beziehung selbst beziehen oder tatsächlich den Partner selbst betreffen, der dann verletzt wurde.

Viele Umstände führen zu Überreizungen, z. B. Schwierigkeiten im Job, in der Familie, mit den Kindern. Wenn der sprichwörtliche Topf überläuft, dann kann es zu einer nervlichen Überbelastung kommen, die sich dann auf den Erstbesten richtet, auch auf den Partner. Wer sich die Situation also vor Augen führt, ohne daran ständig festzuhalten, sondern nur um zu erkennen, welche Umstände den Streit hervorgebracht haben, wird erkennen, weshalb der Partner so reagiert hat und inwieweit seine Wut oder das unangebrachte Verhalten sich wirklich gegen den ihn gerichtet hat. Diese Erkenntnis erleichtert, sich der Situation noch einmal bewusster zu stellen, auch eigene Fehler einzugestehen.

Wer für sich selbst nicht sofort eine Lösung findet, kann sich mit Freunden austauschen, auch versuchen (was sicherlich am besten ist), sie mit dem Partner in einem ruhigen Moment selbst zu erörtern. Natürlich werden Freunde immer Partei für eine Seite ergreifen, so ist es sinnvoll, nach einem neutralen Dritten zu suchen, der sich objektiv mit der Situation auseinandersetzen kann, um einen Ratschlag zu geben.

Meistens ist aber das Einbeziehen anderer Menschen gar nicht nötig. Jeder hat die Möglichkeit, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und kann dabei versuchen, die eigene Seite mit den Augen des anderen zu betrachten. Wer sich selbst bei Wut oder auch Vorwürfen beobachtet, wird schnell erkennen, wann er übertrieben oder weshalb die Wut sich gesteigert hat. An einem Streit ist selten ein einzelner Mensch schuld.

Nach einem Streit müssen die Partner auch nicht gleich wieder so tun, als wäre nichts geschehen. Hier ist es ratsam, sich erst einmal für sich zu entspannen, in sich zu gehen, die Auseinandersetzung zurückzustellen und dann in Ruhe zu überdenken. Häufig ist das Festhalten am Streit der Grund, weshalb ein Mensch nachtragend ist, da er sich die Situation immer wieder vor Augen führt und versucht, das Gefühl der Kränkung erneut zu erleben. Das zeigt allerdings nur, dass der Gekränkte nicht loslassen kann und auch will, sondern lieber seinem Partner unterstellt, er wäre im Unrecht, hätte hinterhältig gehandelt oder kein Verständnis für die eigenen Bedürfnisse. Diese Verkrampfung muss gelöst, der Kopf freibekommen werden, da er in erster Linie den betroffenen Menschen selbst belastet.

Beide Partner haben sich im Streit hochgeschaukelt und jeweilig ihre Ansicht verteidigt. Beide können aufeinander zugehen und dann in Ruhe auch ansprechen, was sie verletzt hat. Damit ist das Vergeben einfacher, die Beziehung nimmt wieder harmonische Züge an. Manchmal hilft es schon, wenn erst einmal einer den ersten Schritt macht. Wer nachgibt, ist daher nicht der Schwächere, sondern zeigt, dass ihm die Partnerschaft wichtig ist.

Am Ende kann sich jeder vor Augen führen, dass er aus Streitigkeiten lernen kann. Durch Konfrontationen wird der Mensch schlauer und kann bestimmte Momente, in denen er sich verletzt fühlte, als Lebenserfahrung verbuchen. Andererseits sind solche Augenblicke hilfreich, um die Partnerschaft zu verbessern, ruhiger und gelassener zu werden, mehr Vertrauen füreinander zu entwickeln. Sie können auch richtungsführend für eine neue Beziehung sein, in der offener mit solchen Problemen umgegangen werden kann.

Die 10 häufigsten Fehler die Beziehungen zum Scheitern bringen:

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Comments

  1. Chris G says

    Ich/ Wir haben dieses Problem. Sie bekommt sehr viel in den falschen Hals, legt alles auf die Goldwage. Seit 2 Tagen ist sie, mal wieder,nicht zu sprechen. Und daran wird in den nächsten Wochen wohl unser Beziehung scheitern, denn ich kann nicht mehr. Die Einsicht fehlt überhaupt einzusehen das sie nachtragend ist.

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