Jeder Mensch, der in einer Partnerschaft lebt, hat Verlustängste. Schließlich ist die Sorge, den geliebten Partner verlieren zu können, auch Ausdruck tief empfundener Liebe und Verbundenheit. Doch wenn die Verlustängste überhand nehmen, so dass sie das Denken und Handeln bestimmen, sollten Betroffene dringend etwas dagegen unternehmen. Denn ansonsten werden die übertriebenen Befürchtungen, den Lebensgefährten zu verlieren, schnell zu einer unerträglichen Belastung. Sie führen nicht nur zu einem immer weiter fortschreitenden Verlust des Selbstbewusstseins. Extreme Verlustängste können sogar die Beziehung ruinieren, so dass sie sich letztendlich als selbsterfüllende Prophezeiung herausstellen. Doch es ist möglich, Verlustängste zu überwinden, indem Betroffene sich mit ihnen ganz bewusst auseinandersetzen und eine Änderung ihres Verhaltens anstreben. In besonders schweren Fällen wird diese Aufarbeitung nur mit der Hilfe eines Psychologen oder Psychotherapeuten möglich sein.
Belastungen durch Verlustängste
Wer unter starken Verlustängsten leidet, fürchtet nichts mehr, als dass sich der Partner von ihm abwenden und die Beziehung beenden könnte. Dies wird als unerträglich empfunden, das Leben ohne den geliebten Menschen erscheint völlig sinnlos. Gleichzeitig werden überall Gefahren für die Partnerschaft gesehen, Misstrauen und Eifersucht werden zu ständigen Begleitern. Diese starke Fixierung auf den Partner führt in den meisten Fällen dazu, dass eine möglichst umfassende Kontrolle und Überwachung des Lebensgefährten angestrebt wird: Am liebsten würde der unter Verlustängsten Leidende den anderen gar nicht aus den Augen lassen und immer wissen, was er denkt. Doch damit wird leider das Gegenteil des Beabsichtigten erreicht: So kann die Beziehung nicht vertieft und damit möglichst verlässlich gemacht werden. Der Partner fühlt sich vielmehr eingeengt, zu Unrecht verdächtigt und verliert zunehmend den Respekt und die Wertschätzung für den anderen. Dieser wiederum spürt diese Abkühlung der Gefühle und reagiert mit noch intensiveren Kontrollmaßnahmen und verstärktem Klammern. Auf diese Weise wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt, der nicht selten mit einer Trennung endet.
Auseinandersetzung mit den Ursachen von Verlustängsten
Der erste Schritt, um Verlustängste zu überwinden, besteht immer in der Beschäftigung mit der Frage, welche negativen Erfahrungen diese in der Vergangenheit ausgelöst haben. Die Ursache kann schon in der Kindheit liegen, zum Beispiel bei Scheidungskindern, wenn Vater oder Mutter sich nach der Trennung kaum noch um den Sohn oder die Tochter gekümmert haben. Genauso kann im Erwachsenenalter das schmerzhafte Erlebnis einer Trennung, die vom Partner ausging, zu Verlustängsten führen. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese Erfahrung mehrfach gemacht werden musste oder der Trennung Betrug und Untreue vorangingen. Meist leidet der Betroffene nicht nur unter Verlustängsten, sondern gleichzeitig auch unter mangelndem Selbstwertgefühl. Es fehlt das Vertrauen in die eigene Attraktivität, so dass der Verlust des Partners als wahrscheinlich angenommen wird. Die Aufarbeitung der vergangenen Verlusterfahrungen sollte dazu führen, dass der Betroffene sie als überwunden ansieht und begreift, dass sie kein Grundmuster für sein Lebens darstellen müssen. Dazu gehört auch, zu akzeptieren, dass Liebe immer verwundbar macht. Die Vergänglichkeit des Lebens und den ständigen Wandel zu akzeptieren, ist Teil des Erwachsenwerdens. Letztendlich eröffnet diese schmerzliche Erkenntnis aber auch die wertvolle Chance, immer im Hier und Jetzt zu leben und die Gegenwart intensiv zu genießen.
Sich den eigenen Verlustängsten stellen
Eine bewährte Methode, mit Ängsten fertig zu werden, besteht darin, sich genau vorzustellen, welche Auswirkungen das Eintreten des befürchteten Ereignisses hätte. Das gilt auch für Verlustängste in einer Beziehung. Ziel dieser Auseinandersetzung sollte sein, dass der Betroffene im Notfall ein Dasein ohne den geliebten Partner nicht als Ende der Welt, sondern als immer noch lebenswert empfindet. Idealerweise fühlt er sich stark genug, den Schmerz zu überwinden und sich selbst neue Perspektiven aufzubauen. Wenn dies gelingt, werden sowohl das Grübeln über den möglichen Verlust des Partners als auch einengendes Klammern automatisch nachlassen.
Selbstbewusstsein aufbauen
In dem Maße, in dem es gelingt, Selbstvertrauen aufzubauen, wird die übertriebene Abhängigkeit vom Partner reduziert. Zunächst kann der Betroffene überlegen, welche Eigenschaft er an sich selbst besonders schätzt. Jeder Mensch hat Qualitäten und Fähigkeiten, die ihn zu etwas ganz Besonderem machen – und zwar völlig unabhängig von der Meinung anderer. Außerdem sollte jedes ernstgemeinte Lob und Kompliment mit Freude angenommen werden. Sie sind ein schlagkräftiger Beweis für die eigene Liebenswürdigkeit. Eine weitere Strategie, um erfolgreich Selbstbewusstsein aufzubauen, besteht darin, sich ganz bewusst Ziele außerhalb der Partnerschaft zu setzen. Diese sollten erreichbar sein und konsequent umgesetzt werden. Jeder Erfolg führt zu einer Stärkung des Selbstwertgefühls. Auf längere Sicht wird eine Verbesserung der Partnerschaft die Folge sein. Wer sich als liebenswert empfindet und der Überzeugung ist, dass er dem Lebensgefährten diesbezüglich ebenbürtig ist, schafft die Voraussetzungen für eine Beziehung auf Augenhöhe. So wird dem Partner vermittelt, dass er um seiner selbst willen geliebt wird und nicht zum Ausgleich eigener Defizite.
Positiv denken
Optimisten haben es leichter im Leben, ob ihre Einschätzung der Realität nun zutreffend ist oder nicht. In der Regel sind Personen, die unter übertriebenen Verlustängsten leiden, allerdings ausgesprochene Pessimisten, die immer das Schlimmste annehmen. Hier kann jeder Betroffene versuchen, das eigene Denken zu verändern: Statt den Verlust des Partners als mehr oder weniger unausweichlich anzusehen, sollte dies als unwahrscheinlich gelten. Nicht die Indizien, dass der Lebensgefährte sich eventuell abwenden könnte, sollten im Mittelpunkt der eigenen Wahrnehmung stehen, sondern die Beweise seiner Liebe. Kritik gehört zu einer Partnerschaft unbedingt dazu, sie sollte nicht als Ausdruck mangelnder Zuneigung aufgefasst werden. Vielmehr zeigt der Partner durch das Äußern berechtigter Kritik, dass es ihm mit der Beziehung ernst ist und er sich aktiv mit seinem Lebensgefährten auseinandersetzen möchte. Vielleicht hilft auch ein wenig Fatalismus: Selbst wenn es irgendwann zur Trennung kommen sollte, kann man doch die glückliche Beziehung jetzt genießen. Denn ansonsten wäre doch das ganze Unterfangen Partnerschaft völlig sinnlos. Statt über mögliche negative Entwicklung in der Zukunft nachzudenken, sollte jeder Partner das Glück des Augenblicks genießen und dafür dankbar sein.
Wenn ein Mensch unter starken Verlustängsten leidet, wird er sich nicht von jetzt auf gleich von ihnen befreien können, sondern nur in einem langwierigen und teilweise auch schmerzhaften Prozess. Doch es lohnt sich in jedem Fall, diesen Weg zu gehen: Denn von einer Auseinandersetzung mit diesen Ängsten profitiert nicht nur die Beziehung, sondern auch das eigene Selbstwertgefühl. Seelische Ausgeglichenheit und mehr Lebensfreude werden durch die bewusste Bewältigung von Verlustängsten mit Sicherheit erreicht.
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